Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz und Prof. Dr. Thomas Hoffmann im Gespräch zur aktuellen Lage.
Gemeinsam schaffen wir das: Offene Worte vom OB und dem EWR-Chef.
Der Remscheider Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz und Prof. Dr. Thomas Hoffmann, Geschäftsführer der EWR GmbH, haben in einem Beitrag für das aktuelle EWR Kundenmagazin Energie & Leben wichtige Aussagen zu den Themen Versorgungssicherheit und Energiesparen getroffen.
Der Notfallplan Gas ist ausgerufen, die Bürgerinnen und Bürger machen sich Sorgen um die Energieversorgung und vor allem über die ungewissen Kostensteigerungen. Wie reagieren Stadt und EWR auf die aktuelle Lage?
Mast-Weisz: Schon früh haben wir als Stadt einen Krisenstab gebildet, unter anderem mit der Feuerwehr und der EWR. So können wir uns jederzeit gemeinsam über die Situation abstimmen und den Herausforderungen begegnen.
Prof. Hoffmann: Wir haben bereits im April einen eigenen Krisenstab aufgesetzt und sind – in enger Abstimmung mit der Stadt – mit den großen Netzbetreibern und den wichtigen Verbänden im Austausch. Den Kontakt mit unseren Privatkunden und Industrie und Gewerbe haben wir deutlich intensiviert.
Herr Mast-Weisz, sparen ist das Gebot der Stunde. Was trägt die Stadt dazu bei?
Wir haben in den letzten Jahren den Energieverbrauch bereits deutlich gesenkt durch viele Maßnahmen, zum Beispiel mit der Reduzierung der Raumtemperatur in öffentlichen Gebäuden, die nun auch in anderen Kommunen im Gespräch sind. Natürlich prüfen wir intensiv weitere Einsparmöglichkeiten, wir müssen aber darauf achten, dass dies unter Abwägung von zum Beispiel Sicherheitsaspekten geschieht. Beim Einsparen muss die ganze Stadtgesellschaft an einem Strang ziehen, von der Verwaltung über die GEWAG, die Stadtsparkasse bis hin zum Stadtwerke Remscheid Verbund. Und natürlich helfen wir auch den Menschen in Remscheid durch unsere Beratungsangebote, Einsparmöglichkeiten zu finden.
Herr Prof. Hoffmann, was tut die EWR?
Wir gehen mit gutem Beispiel voran, optimieren regelmäßig unsere Anlagen und werden im SR-Verbund im Winter die Temperaturen in den Gebäuden senken. Im H2O haben wir die Wassertemperaturen reduziert, die Sauna hat die Öffnungszeiten eingeschränkt. Aber vor allem wollen wir mit unserem Fachwissen ums Thema Energie den Menschen helfen. Dieses Magazin hier ist nur ein Beispiel für die vielen Kanäle, auf denen wir informieren, ansprechbar sind und konkret Hilfen anbieten.
Wie schätzen Sie die Entwicklung der nächsten Wochen und Monate ein?
Mast-Weisz: Nach allem, was uns die Experten sagen, stehen wir leider erst am Anfang der Krise. Die Energiepreise werden weiter sehr stark steigen. Auf jeden von uns kommen sehr hohe Kosten zu. Dazu die allgemein steigenden Lebenshaltungskosten, die hohe Inflation, die Umlagen und Abgaben – in der Summe wird das für viele Menschen ein ernstes Problem. Gerade Haushalte mit niedrigerem Einkommen, aber auch viele Normalverdiener wird es schwer treffen. Wir erwarten konkrete Hilfen von Bund und Ländern. Wenn da nichts passiert, werden wir gemeinsam hier in Remscheid überlegen müssen, wie wir den Menschen in Not helfen können.
Prof. Hoffmann: Die Gaspreise an den Märkten haben sich seit Juni 2021 fast verzehnfacht. Der Strompreis zieht nach. Wir als EWR haben langfristige Einkaufsverträge, sodass wir diese Preisexplosionen bei unseren aktuellen, unvermeidbaren Preiserhöhungen von Anfang August noch teilweise abpuffern konnten. Dazu kommen – voraussichtlich ab Oktober – die vom Bund bereits beschlossenen Umlagen. Die gesamte Marktentwicklung ist auch für uns schwierig und wir können nur sehr begrenzt darauf reagieren. Wobei unsere Preise zwar gestiegen sind – aber in Vergleichsportalen wie Verivox sind wir für Remscheid immer noch günstigster Anbieter.
Wie sicher ist die Versorgung?
Prof. Hoffmann: Die Situation ist sehr ernst, aber es gibt keinen Grund zur Panik. Privatkunden sind im Notfall geschützt, ebenso Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen. Aktuell sind die nationalen Gasspeicher für die Jahreszeit gut gefüllt. Die notwendigen Füllstände für den Winter sind aber wahrscheinlich nicht erreichbar. Um die Versorgung auch dann zu sichern, muss Gas teuer am Weltmarkt beschafft werden.
Was bedeutet das für Ihre Kunden?
Prof. Hoffmann: Für jeden Kunden ist es ärgerlich, wenn wir die Abschläge erhöhen. Aber in dieser Krise hat das zweierlei Nutzen: Es schützt ein Stück weit vor einer bösen Überraschung bei der nächsten Jahresabrechnung. Und es macht jedem klar, dass man ernsthaft beim Verbrauch sparen sollte. Dabei helfen wir von der EWR nach Kräften. Mit Infos und Tipps in diesem Magazin. Noch viel mehr online. Aber auch persönlich im ServiceCenter.
Ein Schlusswort an die Leser?
Mast-Weisz: Wenn wir alle gemeinsam vernünftig sind und uns gegenseitig helfen, gibt es keinen Grund zur Angst. Die Menschen unserer Stadt haben in den letzten Jahren auch andere Herausforderungen gepackt. Gemeinsam schaffen wir das.
Prof. Hoffmann: Lassen Sie uns alle Möglichkeiten zum Energiesparen nutzen, damit ist allen am meisten geholfen. Und wenn es persönlich oder für die Familie schlimm kommt: Sprechen Sie mit uns, wir wollen versuchen, gemeinsam Lösungen zu finden.
Hinweis: Alle Aussagen und Fakten beruhen auf dem Stand vom 2. August 2022 (Redaktionsschluss).
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