Erdgas und Zertifikatehandel?
Die EWR unterstützt aktiv die Klimawende
Unser Land gestaltet in großen Schritten die Klimawende mit. Die Bundesregierung hat sich eine umfassende Energie- und Klimawende auf die Fahnen geschrieben. Ende 2019 wurde deshalb das sogenannte Brennstoffemissionshandelsgesetz (kurz: BEHG) verabschiedet. Damit werden zum 1. Januar 2021 CO2-Emissionszertifikate für Kraft- und Brennstoffe (Öl, Benzin, Erdgas u.a.) eingeführt. Das Ziel der Bundesregierung ist es, über diese Zertifikate Anreize zur Reduktion des CO2-Ausstoßes zu schaffen.
Als regionaler Versorger – auch für Erdgas – spielt die EWR für Remscheid und das Umland eine wichtige Rolle bei diesem Thema. Ein Thema, zu dem viele Fragen im Raum stehen – Fragen, die die Presseabteilung der EWR in einem Interview mit Klaus Günther-Blombach, Bereichsleiter Markt und Vertrieb der EWR, besprochen hat.
Herr Günther-Blombach, wie steht die EWR eigentlich zu der von der Bundesregierung jetzt verstärkt angegangenen Energie- und Klimawende?
Die EWR unterstützt den Plan der Bundesregierung für eine umfassende Energie- und Klimawende zu 100 %. Wir beteiligen uns aktiv an den entsprechenden Initiativen, die Treibhausgasemissionen in Deutschland zu reduzieren und so das Klima zu schützen – und wir unterstützen Kunden dabei, die ebenfalls mitwirken wollen. Fakt ist: 18 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr beträgt derzeit die CO2-Differenz zur Erreichung der deutschen Klimaziele im Wärmemarkt, der wiederum mit rund 30 % an den Gesamt-CO2-Emissionen Deutschlands beteiligt ist. Wir wollen dazu beitragen, diese Lücke zu schließen!
Welche Rolle spielt in diesem Zusammenhang das Ende 2019 verabschiedete Brennstoffemissionshandelsgesetz (BEHG) – und wann und wie wirkt es sich vor Ort aus?
Der Gesetzgeber hat mit dem Brennstoffemissionshandelsgesetz festgelegt, dass ab dem 1. Januar 2021 für den CO2-Ausstoß von Kraft- und Brennstoffen, also von Öl und Benzin, aber auch von Erdgas, Emissionszertifikate erworben werden müssen. Diese Aufgabe übernehmen die Stadtwerke und Gasversorger. Die Kosten hierfür werden an die Verbraucher durchgereicht. Der Gesetzgeber will auf diese Weise gerade auch beim Verbraucher Anreize schaffen, mehr Energie zu sparen, auf klimaschonende Technologien umzusteigen und mehr erneuerbare Energien zu nutzen.
Wie gut (oder schlecht) ist Erdgas denn unter Klimaschutzaspekten zu bewerten?
Erdgas gilt tatsächlich als klimaschonendster aller konventionellen Energieträger! Bei der Wärmeerzeugung mit Erdgas wird zwar auch CO2 frei, aber ein Vergleich macht deutlich, dass durch den intelligenten Einsatz von Erdgas der CO2-Ausstoß sogar reduziert werden könnte: Würden überall dort, wo Gasnetze vorhanden sind, alle Haushalte, die heute mit Öl heizen, auf einen Gasbrennwertkessel umsteigen, ließen sich 18 Millionen Tonnen CO2 vermeiden! Das hat der BDEW, der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V., errechnet. Dieses Potential ist von der Bundesregierung identifiziert worden und deshalb wird ab 2026 der Einbau von Ölheizungen verboten. Und weil die CO2-Bilanz von Ölheizungen deutlich schlechter ausfällt, wird auch die CO2-Bepreisung bei Ölheizungen deutlich höher angesetzt. Noch vorteilhafter fällt der Vergleich zwischen Heizöl und Erdgas aus, wenn dem Erdgas Biogas oder sogar „erneuerbares Gas“ beigemischt wird – bzw. klassisch gefördertes Erdgas in Zukunft in einem hohen Maße durch erneuerbares ersetzt wird. Die Verteil- und Netzanlagen sind dafür geeignet!
Ist Erdgas also doch noch ein Energieträger mit Zukunft?
Auf jeden Fall! Erdgas ist im Wärmemarkt Deutschlands aus guten Gründen Wunschenergie Nummer eins. Den Kunden steht angefangen mit der Brennwerttechnik über Blockheizkraftwerke, Gaswärmepumpen und hochmoderner Brennstoffzellen eine breite Auswahl zur Verfügung. Zum anderen ist Erdgas aber auch deshalb eine Zukunftsenergie, weil Erdgas „grün“ kann: Zukünftig werden von Jahr zu Jahr immer mehr Anlagen überall in Deutschland Gas aus erneuerbaren Quellen ins Gasnetz einspeisen. Diese Technik steht erst am Anfang und wird massiv von der Bundesregierung gefördert. An der Wärmebereitstellung aus erneuerbaren Energieträgern hatte Biogas 2016 den zweitgrößten Anteil, noch vor Solar- und Geothermie. Mehr Klimaschutz bringen zudem erdgasbasierte Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen – so wie bspw. beim Freizeitbad H2O, wo wir ausschließlich Biogas einsetzen. So bleibt Gas auch langfristig Baustein einer effizienten „Wärmewende“. Das Gute ist – auch mit Blick auf die Kosten–, dass die Infrastruktur schon steht, so dass sich grünes Gas selbst in verdichtete Ballungsräume transportieren lässt. Und mit Nutzung der sogenannten Power-to-Gas-Technologie wird die Menge an grünem Gas in den kommenden Jahren sogar noch deutlich zunehmen. Bei dieser Technik wird Gas mithilfe von regenerativ erzeugtem Strom – vorwiegend Windstrom – klimaneutral hergestellt.
Wie unterstützt die EWR ihre Kunden denn ganz konkret, wenn es um die angestrebte Energieverbrauchs- bzw. Emissionsreduzierung beim Heizen geht?
Unter anderem dadurch, dass wir sehr intensiv über die Sinnhaftigkeit des Austauschs veralteter Heizanlagen informieren. Was übrigens ein sehr wichtiger, teilweise etwas unterschätzter Stellhebel ist: Schließlich sind in Deutschland derzeit noch mehr als 14 Millionen veraltete Wärmeerzeugungsanlagen im Einsatz! Moderne Erdgas-Brennwertheizanlagen können den Energieverbrauch dieser Altgeräte und die dadurch anfallenden Emissionen deutlich reduzieren. Deshalb informieren wir persönlich, online und mit Hilfe entsprechender Unterlagen, wie die Altanlage auf eine sparsame und emissionsarme Erdgas-Brennwertheizung umgestellt werden kann. Und das beste dabei: Wir unterstützen unsere Kunden, gleich ob Industriebetrieb, Vermieter oder den Einfamilienhausbesitzer bei der Umsetzung solcher Heizungsmodernisierungsmaßnahmen nicht nur mit Rat, sondern auch mit Tat: Von der Planung, Ausschreibung, Installation bis zum Betrieb und der Entstörung profitieren schon gut 400 Kunden in Remscheid von unserem Komplettservice, den wir schon seit vielen Jahren erfolgreich in Kooperation mit dem lokalen Handwerk anbieten.
Und darüber hinaus?
Ergänzend dazu bieten wir ein breit gefächertes Energieeinsparungs-Infoprogramm an: Dieses umfasst neben einem persönlichen Beratungsgesprächs vor Ort auch umfassende Energieeinsparinfos auf unserer Website auch zu weiterführenden Themen wie bspw. die Verbesserung der Gebäudehülle durch Dämmung und Modernisierung im Gebäudebestand oder den Einsatz regenerativer Energieträger. Außerdem unterstützen wir Kunden dabei, Energieverluste, die beim Heizen, Dämmen und Klimatisieren entstehen, zu erkennen bzw. zu lokalisieren und konkrete Gegenmaßnahmen zu ermitteln. Deshalb wurden zusätzlich zu den Energieeinsparaktivitäten auch Programme und Aktionen aufgelegt, die genau bei diesem Punkt ansetzen. Im Einzelnen sind das unter anderem ein Thermografie-Programm, ein Energieeffizienz-Programm aber auch Energieaudit-Leistungen für gewerbliche Kunden. Im Kern geht es uns darum, genau auf die Bedürfnisse des Kunden zurechtgeschnittene Maßnahmen zu schnüren, die effizient weiterhelfen.
Umrüst- oder Dämmmaßnahmen kosten doch viel Geld, oder gibt es da Fördermöglichkeiten?
Zunächst einmal muss man eines bedenken: Vieles, was unter Umweltgesichtspunkten sinnvoll ist, macht auch ökonomisch Sinn. Moderne Heiz- und Energieeinspartechnologien erfordern zwar zunächst entsprechende Investitionen – rechnen sich aber über den reduzierten Energieverbrauch. Im Mittel setzen wir bspw. bei unserem Wärmeservice bei Wohngebäuden Energieverbrauchsminderungen von etwa 20 bis 25 % um. Wir unterstützen Kunden hier auch gerne bei entsprechenden Vergleichsrechnungen zu Technikalternativen. Außerdem sind wir dabei behilflich, öffentliche Förderprogramme für Umstellungsmaßnahmen zu erhalten. Teilweise unterstützen wir von Seiten EWR auch diese Maßnahmen zusätzlich finanziell! Was sich durchaus lohnen kann! Förderungen können also dabei helfen, das Klima zu schützen – und gleichzeitig sind oft Einsparungen möglich.
Die Emissionszertifikate sind also nur als ein Teil wesentlich umfassenderer Klimaschutz-Aktivitäten zu verstehen?
So ist es. Gemäß der grundsätzlichen Zielsetzung der Bundesregierung folgen wir selbstverständlich der gesetzlichen Vorgabe und bereiten derzeit den termingerechten Erwerb der Zertifikate vor. Aber wir unterstützen die Kunden eben auch dabei, die erwünschten CO2-Reduktionen ganz konkret realisieren zu können!
Geht die EWR eigentlich beim Klimaschutz selbst mit gutem Beispiel voran?
Tatsächlich haben wir unseren eigenen CO2-Fußabdruck bereits deutlich reduziert und werden bei unseren Anstrengungen auch nicht nachlassen. Unsere Initiativen sind vielfältig! Drei Beispiele zur Verdeutlichung: Über Beteiligungen an neu realisierten Wind- und Photovoltaikparks und unseren eigenen Anlagen erzeugen wir pro Jahr mittlerweile in Eigenregie regenerativ eine Strommenge von mehr als 65 Mio. kWh. Rein rechnerisch lassen sich damit nahezu 20.000 Haushalte versorgen. Und der Zubau wird in den nächsten Jahren fortgesetzt, denn wir haben uns in den letzten Jahren eine Projektpipeline aufgebaut. Durch die permanente Attraktivierung unseres Ökostromangebotes bspw. durch Förderprogramme konnten unseren Anteil an Ökostromkunden auf aktuell 20 % erhöhen. Jeder fünfte Remscheider entscheidet sich also derzeit aktiv für den Klimaschutz. Das gibt es nicht in vielen Städten! Aber auch im eigenen Gebäudebestand sind wir aktiv: Komplette Modernisierungsmaßnahmen inklusive der Eigenerzeugung von Strom durch Kraft-Wärme-Kopplung mittels BHKWs geben unseren Kunden praktische Referenzbeispiele für eigene Effizienzmaßnahmen.
Unser größtes, biomethanbetriebenes BHKW im Freizeitbad H2O produziert pro Jahr jeweils rd. 8. Mio. kWh regenerative Strom- und Wärmeenergie. Allein für diese Strommenge bräuchte man alternativ Photovoltaikanlagen auf einer Fläche von mehr als fünf Fußballfeldern. Von der zusätzlich regenerativ bereitgestellten Wärme profitieren neben der Freizeitbad- und Saunaparadiesanlage auch das angrenzende, städtisches Schul- und Sportzentrum. Davon abgesehen haben wir in 2019 die Entscheidung getroffen, dass wir unseren Fuhrpark sukzessive auf klimaschonende Elektrofahrzeuge umstellen und bieten all unseren Kunden modernste Ladelösungen an. Gerade Letzteres erfreut sich momentan immer größer werdender Nachfrage, zumal sich auch hier durch die aktuell nochmals erhöhte Förderprogrammatik von Bund und Land für unsere Kunden wirtschaftlich sehr interessante Anwendungsfälle eröffnen. Man denke hier nur an die Möglichkeit, Ladetechnik für Zuhause oder bei Arbeitgebern für Mitarbeiter zu realisieren. Es gibt viele Möglichkeiten, sich vor Ort für das Klima zu engagieren. Wir helfen gern dabei!
Die Presseabteilung bedankt sich bei Herr Günther-Blombach für das Gespräch!
EWR GmbH
Prof. Dr. Hoffmann